10 Jahre selbstständig

Die Grafik-Collag zeigt ein Foto von Kerstin Hoffmann-Wagner, die auf der Hand eine gezeichnete Torte mit Wunderkerzen hält. Rechts oben ist der Schriftzug "10 Jahre Hoffmannevent" zu lesen.

Und da ist es passiert: Ich bin 10 Jahre selbstständig! Auf einmal war das Datum da. Am 1. Juli 2012 habe ich ganz offiziell gegründet mit der Eintragung meines Gewerbes. Unglaublich wie die Zeit vergeht. Ich habe mir lange überlegt, wie ich dieses für mich besondere Datum feiern soll: mit einer Party, einer Interviewreihe mit Weggefährten, einer Reihe von Beiträgen zu verschiedenen Erfahrungsbereichen der letzten 10 Jahre. Und was ist nun daraus geworden? Immerhin ein Blogpost. Alles andere ist dann doch im Alltagswahnsinn untergegangen.

Aber ein paar Zeilen möchte ich doch festhalten und Gedanken zu dem einen oder anderen Thema, das sicher allen Selbstständigen hier und da begegnet (ist), niederschreiben. Die Party verschiebe ich dann nochmal – vielleicht auf das 20jährige…

Gründung

Ich wurde in den letzten 10 Jahren häufig gefragt, warum ich eigentlich gegründet habe und ob das immer schon mein Plan gewesen sei. Die zweite Frage ist schnell beantwortet: Nein, es war eigentlich nie mein Plan, selbstständig zu werden. Auch hatte ich keinerlei „Role Models“, also Vorbilder in diesem Bereich, in meiner Familie. Bei mir hat es sich tatsächlich so ergeben. Irgendwann, als ich mit zwei kleinen Kindern als Projektleitung im Eventbereich eines großen Unternehmens wieder stärker selbst meinen Tagesablauf gestalten wollte, wuchs die Idee der Selbstständigkeit. Wie bei vielen Gründenden war es das Ungleichgewicht von Beruf und Familie, das mich störte und belastete. Und da war der Drang, mich auch mit Kindern weiterzuentwickeln. Beides hat mich dazu bewogen, meinen unbefristeten Vertrag zu kündigen. Nicht jede*r hatte seinerzeit Verständnis dafür.

Habe ich es je bereut? Keine Sekunde. Ich würde es immer wieder tun und auch genauso, wie ich es 2012 praktiziert habe: durch das sogenannte „Bootstrapping“. Ich habe ohne gänzliches Fremdkapital nur mit einem Laptop, Telefon und Schreibtisch und ohne vorhandene Kunden gegründet.

Würde ich trotzdem irgendetwas anders machen, wenn ich heute noch einmal gründen würde? Ja, ich würde mir ein Mentoring-Programm für die erste Zeit suchen. Damals wusste ich noch nichts von diesen tollen Förderprogrammen. Heute kenne ich einige gute Anlaufstellen, die gerade auch Frauen in ihrer Gründung unterstützen. Dadurch kann man sich in der Tat einiges an Zeit und Mühe sparen durch den Support und idealerweise die Erfahrung einer Mentorin oder eines Mentors.

Wandel

Nichts ist so beständig wie der Wandel.

Heraklit von Ephesus

Zu Beginn meiner Selbstständigkeit hatte ich ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung davon, welche Entwicklung mein Business nehmen würde. Ich dachte anfangs, ich gründe, also bin ich fertig und so bleibt es auch. Heute bin ich der festen Überzeugung, dass man ausschließlich mit der Fähigkeit zur Entwicklung und zum Wandel als Selbstständige*r am Markt dauerhaft bestehen kann.

Wichtig dafür ist allerdings, dass man offen bleibt für Veränderungen und den „Wind of change“ – wenn es Einflüsse gibt, die eine Veränderung einfach nötig machen und man hier mitgehen muss. Das kann wie bei mir eine stetige Entwicklung des eigenen Angebots sein. Anfangs bin ich noch gefühlt mit einem „Bauchladen“ an Angeboten übers Land gefahren von der Vermittlung von Grundlagen der Eventplanung über wie gestalte ich einen Messestand. Dadurch konnte ich natürlich viele Erfahrungen sammeln in der Beratung und Begleitung von vielen mittelständischen Unternehmen mit zu Solo-Unternehmen – keinen Kunden möchte ich missen. All das hat die Ausgangslage dafür gebildet, was ich heute mache: mit einem sehr spitzen Angebot mit großen Verbänden, Institutionen und Unternehmen zu arbeiten. Das ist etwas, das ich mir vor 10 Jahren definitiv noch nicht zugetraut hätte.

Netzwerke

Nicht nur, aber gerade für Gründende sind gute Netzwerke ein wahnsinniger Schatz: Hier können Kontakte zu Gleichgesinnten oder erfahrenen Selbstständigen geknüpft werden, Erfahrungen ausgetauscht werden, von denen man als „Newbie“ profiert, man findet die ersten Kunden oder bahnt sogar Kooperationspartnerschaften an. Es ist sicher nicht ganz einfach, gleich die richtigen Netzwerke zu finden. Erst mit der Zeit und der Erfahrung habe ich gelernt, welche Art von Netzwerk für mich passend ist und wo ich mich am wohlsten fühle. Aber genauso wie sich mein Business über die Jahre kontinuierlich entwickelt und verändert hat, so hat sich eben auch die Netzwerk-Landschaft, mit der ich mich heute umgebe, entwickelt und verändert.

Krisen

Dafür ist nun wirklich kein*e Selbstständig*e gefeit: Krisen, die das eigene Business stark beeinflussen. Nichts ist schlechter zu planen und noch weniger vorhersehbar wie eine Krise. Aber fast alle Gründenden trifft eine Krise früher oder später einmal.

Bei mir waren es gleich mehrere Krisen, die mich tatsächlich auch immer wieder zur Sinnfrage geführt haben: Will ich das Ganze überhaupt weitermachen oder hänge ich alles an den Nagel? Es waren die Jahre 2018 und 2019, die mich durch ernste Erkrankungen an meine persönlichen und gründerischen Grenzen gebracht haben. 2018 war gerade überwunden und ich wollte 2019 so richtig durchstarten, als mich eine Krebsdiagnose ereilte. Daraus wurde ein halbes Jahr Zwangspause, in der ich mir nicht nur einmal die Sinnfrage stellte. Doch die Tatsache, dass ich hier nun über mein 10jähriges Jubiläum schreibe, nimmt die Antwort vorweg: Ich habe weitergemacht, mich neu aufgestellt, mein Angebot gekürzt und bin gestärkt weitermarschiert. Das mit dem gestärkt habe ich allerdings erst in der Zeit, den Jahren danach gemerkt: Wer einmal so einen Einschnitt, persönlich, aber auch beruflich, mitgemacht und durchlebt hat, den haut so leicht nichts mehr aus den Schuhen.

Nicht einmal die Corona-Pandemie, die 2020 auch in meinem Business buchstäblich den Stecker gezogen hat. Auch ich war bis dahin nur offline in Beratung und Seminaren unterwegs. Und mein Angebot auf Online-Formate zu erweitern, stand bei mir nicht wirklich auf der aktuellen Agenda. Aber den Umgang mit Krisen kann man lernen und so konnte ich hier gut auf meinen erprobten Krisen-Erfahrungs-Schatz zurückgreifen: nach einer kurzen Schockstarre wieder in Bewegung kommen und einfach weitermachen. So kam es dann, dass ich seit zwei Jahren mein komplettes Angebot sowohl online als auch offline realisiere.

Perspektiven

Ich gehöre absolut nicht zu den Menschen, die einen 10-, 5- oder 3-Jahresplan haben für ihre Lebens- oder Businessentwicklung. Inzwischen kann ich mir selbst gut vertrauen, zu spüren, wenn der „Wind of change“ durch mein Büro weht und die Zeit für Veränderungen, neue Allianzen oder was auch immer ist. Und ich habe gelernt, mir konkrete, erreichbare Ziele zu setzen und diese für mich auch deutlich zu visualisieren. Dazu erstelle ich ein Visionboard, auf dem ich meine Ziele für ein Jahr möglichst mit zeitlicher Einordnung bildlich darstelle. Inzwischen habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht und kann es nur weiterempfehlen.

Eine Perspektive verfolge ich allerdings seit den letzten 2-3 Jahren sehr konsequent und die ist sogar zu so etwas wie einer Vision geworden. Ich möchte mit meiner Arbeit Sinn stiften und die früher oft schrille, bunte und laute Welt der Events zu einem etwas besseren Ort machen. Ob es mir gelingt, wir werden sehen – vielleicht in meinem Rückblick beim 20jährigen…


Wie sind Ihre Erfahrungen als Selbstständige*r? Welche Tipps können Sie weitergeben an junge Gründende? Oder haben Sie Fragen zu meinem Angebot? Dann kommen Sie doch einfach direkt auf mich zu zum Beispiel mit einer Email!

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  • Beitrags-Kategorie:Einblicke
  • Lesedauer:10 min Lesezeit