Events nach Corona und warum wir alle umdenken werden

Die Corona-Pandemie hat uns alle noch fest im Griff – vor allem die Veranstaltungsindustrie, denn sie hat es neben anderen Branchen, sehr hart getroffen. Sie war die erste Branche, die heruntergefahren wurde, und sie wird vermutlich die letzte sein, die wieder vollends hochgefahren wird. Nach und nach werden die zum Teil drastischen Auflagen, unter denen Veranstaltungen stattfinden können, gelockert. Allerdings wird es sicher noch etwas länger dauern, bis Großveranstaltungen uneingeschränkt stattfinden werden.

Doch selbst, wenn wir wieder große Veranstaltungen, Kongresse, Tagungen u.a. mit mehreren hundert oder tausend Teilnehmenden durchführen können, wird die Frage auftreten, ob auch mehrere tausend Menschen kommen. Denn die Teilnahme an Veranstaltungen ist neuerdings neben dramaturgischen Gesichtspunkten auch zur Vertrauensfrage geworden. Werden vom Veranstaltenden die Hygienemaßnahmen eingehalten, gibt es genügend Abstandsmöglichkeiten etc.

Live vs. virtuell

Ich habe vor kurzem eine spontane, völlig unrepresentative Blitz-Umfrage in meine sozialen Kanäle gemacht. Ich wollte ein Gefühl dafür bekommen, wie es denn derzeit mit dem Vertrauen in physische Events aussieht und ob virtuelle Events eine echte Alternative wären. Es ging mir darum, eine Stimmung einzufangen und habe folgende zwei Fragen gestellt und zwar auf Twitter und auf Instagram:

1. Seht Ihr in Events eine echte Konkurrenz zu Live-Events?

2. Derselbe Event – einmal live mit allen Corona-Vorkehrungen vor Ort, einmal virtuell – an welchem würdest Du teilnehmen?

Sowohl auf Twitter als auch auf Instagram besteht meiner Followerschaft bzgl. der Branchenzugehörigkeit aus einer guten Mischung, überwiegend aber nicht aus Eventprofessionals, also in der Eventbranche Tätigen. Die Ergebnisse der Blitz-Umfrage sah folgendermaßen aus:

Twitter:

Instagram:

Virtuell ist keine Konkurrenz

In dieser Frage waren sich meine Twitter- und Instagramfollower einig: Virtuelle Events sind keine echte Konkurrenz zu Live-Events. Hier haben die Menschen erkannt, dass Online nie Offline ersetzen kann und dass physische Events oder auch Messen ihre Berechtigung haben und haben werden.

Interessant ist das Ergebnis zur zweiten Frage, nach der Auswahl zwischen virutellem und physischem Event. Ist die Tendenz meiner Follower bei Twitter recht eindeutig in Richtung virtuellem Event, sind bei meinen Instagram-Followern die Ergebnisse etwas näher beieinander. Dennoch ist auch hier eine Tendenz zu erkennen: Derzeit würde meine Follower virtuelle Events den physischen Veranstaltungen trotz der nötigen Corona-Vorkehrungen vorziehen.

Noch einmal sei betont, dies war eine Blitz-Umfrage unter meinen Followern ohne jeglichen Anspruch auf Übertragbarkeit. Dennoch sollte die Frage gestellt werden, was hinter diesen Antworten steckt. Gerade die zweite Frage zeigt für mich eine Tendenz, die nach meinem Dafürhalten bleiben wird: Vorsicht. Die Corona-Pandemie hat einen ganz wesentlichen, dauerhaften Effekt mit sich gebracht: Das Vertrauen in die eigene gesundheitliche Sicherheit und gegenüber meinen Mitmenschen wurde erschüttert. Jeder Mensch kann gefährlich für meine Gesundheit werden, genauso wie ich es unbemerkt für andere werden könnte. Und trotz der nötigen Vorsichtsmaßnahmen wie Mund-Nase-Schutz und Abstandsregelenungen wird ein ungutes Gefühl bei den meisten Menschen bleiben, so bald es um große Menschenmengen geht. Was heißt das für uns Eventplanende?

Bedürfnisse stärker wahrnehmen

Wir werden künftig noch stärker abwägen, ob wir zu einer Veranstaltung mit vielen Teilnehmenden gehen werden oder ob wir auch auf anderen Wegen an die Informationen kommen. Zwar sehnen sich Alle inzwischen wieder nach persönlichem Kontakt, doch wird hier ein Bewerten des Nutzen-Risiko-Verhältnisses stattfinden – etwas, was es bisher in dieser Form nicht gab. Das bedeutet zwangsläufig ein Umdenken bei den Veranstaltenden und zwar dahingehend, dass die möglichen Bedürfnisse potentieller Teilnehmenden noch stärker in den Vordergrund rücken müssen.

Was könnte Menschen davon abhalten, zu meiner Veranstaltung zu kommen? Wie schaffe ich als Veranstaltende das nötige Vertrauen und den nötigen Mehrwert, dass sie zu meinem Event kommen, auch wenn es eine Großveranstaltung ist? Welche Alternativen kann ich als Veranstaltende meinen Interessentinnen und Interessenten anbieten, um meine Botschaften dennoch weitergeben und meine Zielgruppen erreichen zu können?

Hybride und kombinierte Angebote

Events werden auch künftig zu den Kerninstrumenten zielorientierter Kommunikation zählen. Aber wir werden damit leben müssen, dass Menschen zwar an unserem Angebot interessiert sind, dass es aber nicht wenige Menschen geben wird, die von einer physischen Teilnahme absehen. Hier sollten ergänzende und alternative oder kombinierte Angebote stattfinden: hybride Eventkonzepte, die die Live-Veranstaltung um digitale Angebote ergänzen, Live-Streams, aufbereitete Kurzfassungen von Veranstaltungen, die digital abrufbar sind und natürlich eine ausführlichere Berichterstattung über die sozialen Medien.

Aber auch bei den Live-Events an sich, wird sich etwas ändern müssen. Wer Menschen für Events gewinnen will, kann nicht mehr auf das jahrzehnte lang geltende Prinzip von „schneller-höher-weiter“ setzen. Wer sich für oder gegen die Teilnahme einer Live-Veranstaltung entscheidet, schaut genauer hin als bisher – das kann man schon jetzt beobachten.

Nicht nur ein fundiertes Corona-Hygiene-Konzept sollte nachweislich umgesetzt werden. Schon heute achten Teilnehmende neben einem starken Content viel stärker auf Diversität: Es fällt auf, wenn (Online-)Podien traditionsgemäß rein oder überwiegend männlich mit der immer gleichen Nationalität besetzt werden. Auch ein verantwortungsvolles Planen anhand von nachhaltigen und inklusiven Grundsätzen wird bei der Teilnahme-Entscheidung eine immer größere Rolle spielen.

Es geht nicht darum, die Menschen wieder mit Nachdruck davon zu überzeugen, Live-Events zu besuchen. Vielmehr muss es darum gehen, auf die sich ändernen Bedürfnisse der Interessierten einzugehen und diese in die Eventplanung aufzunehmen. Die aktuelle Situation zeigt, dass viele Veranstaltende Online-Events umsetzen können. Hier können wir noch besser werden und den Menschen eine echte Wahlmöglichkeit geben. Diese Entwicklung wird mit Sicherheit nicht das Ende der Eventbranche bedeuten. Aber vielleicht eine andere Eventbranche mit sich bringen. Events nach Corona verlangen allen Akteuren ein Umdenken ab und eine Neuausrichtung: Zeitgemäße und erfolgeiche Eventkonzepte sind hybrid, nachhaltig und inklusiv.

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